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Reisebericht

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Tansania

Mittwoch, 24.01.2001

Heute begann, für einige 2:00 Uhr, für andere 3:15 Uhr in einer ganz anderen Stadt das große Abenteuer. In Amsterdam führten die Wege zusammen. Markus und Antje waren in einer superkleinen Propellermaschine angereist und hatten erst einmal genug. Die anderen hatten auch schon einiges erlebt und so z.B. die Nähmaschine doch noch spontan als Reisegepäck deklariert. Der lange Flug nach Kilimanjaro wurde uns mit tausend kleinen Dingen - meistens zu essen und meistens einzeln und dreifach verpackt - doch recht angenehm gemacht. Leider hatte die Mehrheit von uns Mittelplätze und konnte nichts sehen, aber Bernhard erzählte Schönes von der Adriaküste und dem Nil.
Am Kilimanjaro Airport hieß es dann erst einmal Anstehen: Passkontrolle, Impfpass etc., und es war ganz schön warm. Dann wollten wir gerade zum Ausgang gehen, da fragte uns ein Flughafenbeamter nach dem Inhalt eines großen Paketes. Diese Unterrichtsmaterialien sind noch nicht einmal auf Deutsch so einfach zu erklären und auf Englisch klappte es auch nicht sofort. Das erweckte genaueres Interesse, gleich auch noch für die Posaune in unserem Gepäck, so dass wir lange diskutierten und schließlich 250 DM Zoll bezahlen sollten. Zum Glück war schon eine große Delegation zu unserem Empfang gekommen und Herr Boeckler verhandelte nun mit dem Flughafenbeamten. Als der sich schließlich den Inhalt des Paketes angeschaut hatte, mussten wir gar nichts mehr bezahlen und konnten nun endlich den Flughafen verlassen, denn schließlich wartete ja ein überwältigendes Empfangskomitee auf uns. Wir wurden umarmt, geschmückt, bejubelt & beklatscht, besungen und mit Blumen beschenkt. So viele Gemeindeglieder waren gekommen und wir waren schwer beeindruckt. Jetzt sind wir in einem wunderschönen Hotel in Moshi angekommen, es ist Nacht und alles zirpt und duftet. Wir sind sehr gespannt, wie alles aussieht und was wir hier alles erleben werden, denn morgen sind wir zum Planen verabredet.

Donnerstag, 25.01.2001

In Moshi vor der Bank Den heutigen Tag wollten wir eigentlich ausgiebigst zum Akklimatisieren nutzen, also faulenzen, schlafen, ausruhen und spazieren gehen. Doch dann kam alles anders: Nach einem wunderbaren Frühstück holten uns Boecklers zu einem Stadtrundgang ab. Diesen begannen wir in der Bank, wo wir Geld tauschten und uns gleich noch für Dienstag verabredeten - mit anderen Deutschen in einem anderen Projekt an einem anderen Ort - doch dazu mehr am Dienstag.
Dann spazierten wir durch das Zentrum von Moshi, besuchten die Kirche und kauften Mückentötolin. Allerdings haben wir heute die ersten Stiche bekommen - es lässt sich also nicht ganz vermeiden. Jetzt hoffen wir auf unsere Malariaprophylaxe.
Es war mächtig warm und wir waren gar nicht böse, dass die Gemeindemitglieder aus Lorico nicht pünktlich kamen, so dass wir uns noch etwas ausruhen konnten. Dabei hörten wir es schon donnern. Unsere Andacht in der Kapelle wurde dann auch von einem beeindruckenden und segenspendenden Regenguß "gestört". Es war beeindruckend, wie sehr die Menschen von Lorico danken und glauben. Beim Tee stellten sich alle nacheinander vor und erzählten von ihren Familien. Ohne Frau Boeckler ginge all das aber nicht, und wir sind sehr froh, dass sie da ist. Die Unterschiede, besonders in punkto Armut und Reichtum, beschäftigten uns noch eine Weile im Gespräch, bis Kokosnüsse unsere Aufmerksamkeit erregten. Als wir sie endlich auf hatten, fanden die meisten aber, dass sie ranzig schmeckten. Anschließend verbesserten wir noch unser Gesangsrepertoire, bis es Zeit wurde, zu Boecklers aufzubrechen, die uns zum Abendessen eingeladen hatten. Es wurde ein sehr anregender Abend mit einem lecker Essen, Tee, Wein und Glaubensfragen. Die Planung für Lorico hat ergeben, dass wir morgen, Sonntag ja sowieso und noch einmal am Montag die Gemeinde besuchen. Darauf sind wir schon sehr gespannt, und vielleicht üben wir lieber noch ein paar Lieder...

Freitag, 26.01.2001

Das Schlammloch vor Lorico Die letzte Nacht hat keiner von uns durchgeschlafen, aber anscheinend auch niemand durchwacht, da jeder andere Geräusche gehört hatte und keiner alle.
Heute früh fuhren wir erst mit Boecklers nach Moshi und gingen mit Herrn Boeckler in die Andacht im Zentrum (wo er auch sein Büro hat), um anschließend mit Frau Boeckler nach Lorico zu fahren. 3 von uns konnte sie im Auto mitnehmen, und für die anderen 4 wurde ein Kleinbus gesucht und ein Preis ausgehandelt. Währenddessen wurden wir von Händlern und Busfahrern umringt, die ihre Dienste anboten.
Schließlich landeten Markus, Olaf, Tobias und Pfarrer Kecke in einem Kleinbus, in dem später noch ca. 25 Personen zustiegen und der sie bis zum Abzweig nach Lorico bringen sollte. Bernhard, Anne und Antje stiegen mit Frau Boeckler ins Auto. Unser etwas flaues Gefühl verstärkte sich, als wir am Abzweig nach Lorico weder die 4 Busfahrer noch Mosha, der sie abholen wollte, vorfanden. Frau Boeckler brachte uns noch ein Stück auf der "Straße" nach Lorico, bis diese vor einem Schlammloch zumindest für das Auto endete. Von da gingen wir allein bis zu Mama Furansias Haus, wo wir mit Freudengeschrei begrüßt wurden. Die Kommunikation ohne Frau Boeckler gestaltete sich schwierig, aber wir wurden schon mal herzlich aufgenommen und herumgeführt. Die Kirche hat uns schwer beeindruckt. Trotzdem drückte die Sorge um die anderen die Stimmung. Schließlich schlug Isaak vor, die Straße zurückzugehen und nach ihnen Ausschau zu halten, was wir auch taten und sie tatsächlich (mit 2 Stunden Verspätung) fanden. Der Bus war mit ihnen am Abzweig vorbei bis in einen anderen Ort gefahren, wo ein neuer Preis ausgehandelt werden sollte. Darauf ließen sich die 4 aber nicht ein und während sie so diskutierten, erschien Frau Boeckler mit ihrem Auto. Nachdem alle Menschen wieder am richtigen Ort waren, nämlich in Lorico, gab es Tee, Kaffee, Brot und viel zu erzählen. Wir müssen uns nun Gedanken über die weitere Gestaltung des Kontaktes zu Lorico (wenn Boecklers in einem Monat aufhören) und über den sinnvollen Einsatz von unseren mitgebrachten Spendengeldern machen. Vorschläge der Gemeindemitglieder sind eine Maismühle oder das Gehalt für eine Kindergärtnerin.
Im Gespräch, wo die alte Kirche stand Mit Gesang wurden wir schließlich alle noch einmal zur Kirche geführt, um diese herum, zu dem Platz, wo die alte Kirche stand, von der nicht mehr viel zu sehen ist, und wieder zurück in die neue Kirche. Wieder gab es viel Dank, Jubel und Gebet. Frau Boeckler war anschließend ganz kaputt vom Übersetzen. Dann wurde uns ein leckeres Essen vorgesetzt: Reis, Kochbananen mit irgendeinem Fleisch, ein Chili, was sie Pili Pili nannten, glaube ich, eine Fleisch-Tomate-Zubereitung, die an Gulasch erinnerte, und ein gekochtes Gemüse. Wir machten den Fehler, uns an der ersten Portion satt zu essen, was die zweite etwas schwierig machte. Als man uns schließlich auch noch von der Festziege auftischte, hatten wir wirklich arg zu kämpfen und haben immer noch zu wenig gegessen, glaube ich. Nach den Abschiedsworten von Pfarrer Kecke mussten wir uns schon beeilen, denn wir wollten Herrn Boeckler, der uns abholen sollte, möglichst noch vor der Schlammpfütze erreichen. Dies gelang uns, und tief beeindruckt fuhren wir mit nach Hause. Das Abendbrot konnten wir getrost ausfallen lassen. Wir schwatzten, planten und änderten noch ein bisschen, um dann alle in die Betten zu schwanken, denn wir waren müde, erschöpft und tief beeindruckt von diesem Tag. Hoffentlich wird es eine bessere Nacht als die letzte.

Sonnabend, 27.01.2001

Den heutigen Tag wollten wir zum Ausruhen, für ein Gespräch mit Pfarrer Kiesel aus Moshi und für letzte Einkäufe für die Kinder der Gemeinde mit Frau Boeckler nutzen. Es wurde tatsächlich ein ruhiger Tag, aber die Gespräche, der Stadtgang und das Planen schafften uns trotzdem ganz schön. Das Treffen mit Pfarrer Kiesel war sehr konstruktiv. Es zeigte Möglichkeiten, den Kontakt aufrecht zu erhalten und auszuweiten, machte uns aber auch die Tragweite sinnvoller Unternehmungen klar. Wie wird es weitergehen? Zufällig war gerade der Bischof mit Gästen im Hotel und die arme Frau Boeckler sollte uns nun einen Termin am Dienstag bei ihm verschaffen. Es gelang ihr und wir sind ihr sehr dankbar.
Frau Boeckler, Anne und Tobias kauften noch Papier, die fehlenden T-Shirts und ein Paar Turnschuhe für Mama Furansia. Anne und Tobias trafen wir später auf dem Markt. Dort war es interessant, besonders die Halle mit Gemüse, Reis und allerlei Korn und Kraut hat uns gefallen, allerdings nur, bis es zu Fleisch und Fisch überging... Mit schweren Rucksäcken voller Trinkwasser kamen wir ziemlich geschafft wieder zu Hause an. Boecklers schafften es nicht mehr, noch zum Abend zu uns zu kommen, aber auch wir waren alle kaputt. Wir grübeln, was wir am Montag der Gemeinde sagen wollen und wie der Kontakt weiter gestaltet werden soll. Morgen geht es zeitig los zum Gemeindefest, worauf wir sehr gespannt sind.
Wir machen uns Sorgen um Olaf, der krank ist. Er hat Fieber und wir wissen nicht, ob er morgen mitkommen kann.

Sonntag, 28.01.2001

Kirchweihe Heute sollte nun der große Tag der Kirchweihe sein. Wir alle waren froh, dass es Olaf wieder besser ging und er mitkommen konnte. Nur als Sänger war er mit seiner angeknacksten Stimme nicht zu gebrauchen. Das Auto der Diözese, das 3 von uns mitnehmen sollte, kam nicht. So musste Frau Boeckler doch noch mit ihrem Auto fahren, was wahrscheinlich am Wasserloch scheitern würde. Später als geplant fuhren wir los, kamen aber trotzdem noch einigermaßen pünktlich an. Es waren schon jede Menge Menschen da. Wir hatten Frau Boecklers Auto tatsächlich durch das Schlammloch schieben müssen, waren aber trotzdem guter Dinge und ganz schön gespannt. Zuerst gab es Tee und Milch für die wichtigeren Gäste, also auch uns. Dann ging es ganz plötzlich los und der Bischof sprach vor der Kirchentür, wo eine große Traube Menschen stand. Diese versuchten dann auch alle in der Kirche Platz zu finden, darunter schon mindestens 3 Chöre. Es gab jede Menge Ehrenplätze für die verschiedenen angereisten Pfarrer, darunter auch für Herrn Kecke und Herrn Boeckler, der ihm übersetzte. Unser Kreuz, das in den Maßen passt, als wäre es nach denen des Altars und der Kirche gefertigt worden, stand schon da und wurde auch gleich mit gesegnet. Dann gab es die Predigt des Bischofs, die Abkündigungen und die Geschichte des Kirchenbaus durch Pfarrer Ulomi, dazwischen Lieder der Chöre. Anschließend jede Menge Grußworte - durch die Diözese, einen Vertreter des Staates und Herrn Kecke. Dabei wurde auch das Kreuz noch einmal übergeben, nämlich durch Markus an den Vertreter des Bischofs, von diesem an den Bischof, von ihm an Pfarrer Ulomi, welcher es wieder auf den Altar stellte. Alle bis auf Bernhard waren so gerührt, dass niemand an ein Foto dachte.
Die Übergabe des Kreuzes durch Markus Auch Boecklers wurden ganz am Anfang nach vorn gerufen und geehrt. Beim anschließenden Festschmaus, bei dem, wie Evangelist Nicodemo schätzt, über 2000 Personen beköstigt wurden, wurde unserem Pfarrer der Platz neben dem Bischof zugewiesen. Es war ein großartiger Schmaus - diesmal bekamen wir keine zusätzlichen Portionen aufgedrängt, weil man gar nicht so viel Zeit nur für uns hatte, und anschließend gab es wieder eine Ziege. Und natürlich immer wieder Musik. Olaf landete irgendwann im Posaunenchor und spielte mit. Als wir unsere Geschenke übergaben bzw. die Vorführung der Sonntagsschulmaterialien am Montag ankündigten, zu denen auch die Story am Flughafen nicht ausgelassen wurde, wurden wir wieder sehr gefeiert und bedankt. Dann verließ der Bischof das Fest, das ihm sehr gefallen zu haben schien (alle rechnen mit einem guten Gespräch am Dienstag), und eine wahre Fotoorgie begann. In dieser Gemeinde brauchen wir uns wirklich keine Gedanken mehr um Fotos zu machen. Alle möglichen Leute wollten fotografiert werden - von uns und mit uns. Das war richtig anstrengend. Irgendwann reiste der erste Chor ab und die Menschenmengen lichteten sich. Die Frauen von Lorico feierten bald Nicodemo, bald den ehemaligen Evangelisten, bald Frau Boeckler, bald uns, bald den abfahrenden Chor - wieder überwältigend. Wir sprachen noch kurz mit den Loricoer Gemeindeältesten, dann drängten dunkle Wolken zumindest Frau Boeckler und die, die mit ihr fahren wollten, zum Aufbruch - wegen der 2 Schlammlöcher auf dem Weg. Nachdem man das Auto von der Wiese runterschieben musste, klappte es aber ohne auszusteigen. Geschafft und glücklich kamen Bernhard, Olaf und Antje zu Hause an, die anderen wenig später (Herr Kecke hatte noch die Frau besucht, in deren Haus er schon vor 5 Jahren war). Wir können gar nicht so richtig fassen, was wir da heute erlebt haben, aber vergessen werden wir es wohl nie.

Montag, 29.01.2001

Heute morgen kam Herr Kecke mit einer, wie er selbst sagte, umwerfenden Nachricht zum Frühstück: Der Dienstag-Morgen-Termin bei Bischof Dr. Kweka ist gecancelt, stattdessen sind wir zum Abendessen eingeladen. Da sind wir natürlich platt. Das heißt aber auch wieder einmal neu planen. Unser Auto für die heutige Lorico-und-Umgebung-Besuchs-Tour kam wie verabredet und brachte uns zunächst zum Abzweig nach Lorico, wo wir noch Mama Mosha als Führerin einluden. Nach dem Schmied des Kirchenleuchters mussten wir natürlich auch ihr Haus besuchen. Weiter ging es über haarsträubende Wege (unser Fahrer war wirklich klasse) nach Kyuu zur Kirche und Pfarrer Ulomis Office. Die Kirche soll demnächst auch erneuert werden, die Baumaterialien sind z.T. schon da, aber auch von einem kleinen grünen Moosfilm überzogen. Dann kam eine lange Fahrt zu Pfarrer Ulomis Haus und dem seiner Mutter. Pfarrer Ulomi mit Sohn vor seinem Haus Dort veranlassten uns die Zeit und bedrohlich dunkle Wolken dazu, den (heiligen) Tee auszuschlagen. Und tatsächlich begann es gleich zu regnen. Die Wege können sich anscheinend nur in den Zuständen staubig oder schmierig befinden, auf jeden Fall kamen wir bald einen Anstieg nicht hoch, sondern rutschten immer zur Seite. Es kratzte an der Ehre des Fahrers, aber wir stiegen aus und schoben. Dabei wurden einige von uns ganz schön schmutzig. Schließlich mussten wir sogar Pflanzen auf den Weg legen, aber dann klappte es. Nass und matschig kamen wir dann in Nicodemos Haus an, wo erst gar nicht lang gefragt wurde, sondern gleich Getränke auf dem Tisch standen. Wir dachten uns schon, dass das bei Pfarrer Ulomi nicht so gut ankommt. Dann musste der Bus einen Umweg nach Lorico machen, da eine ohnehin gefährliche Stelle jetzt wirklich gemieden werden sollte.
Glücklich im Dorf angekommen, war Frau Boeckler zwar noch nicht da, aber jede Menge Kinder empfingen uns mit Gesang. In der Kirche bekamen wir etwas zu essen, und als wir gerade beim Tee waren, kam Frau Boeckler. In Windeseile wurden die Geschenke sortiert und vorbereitet. Dann gab es einen normalen Kindergottesdienst, in dem aber die Geschenke vorgestellt und übergeben wurden. Bei der Darstellung der Speisung der 5000 mit und für die Kinder konnten wir sehen, was für eine liebevolle und gute Lehrerin "Mama Boeckler" ist. Die Übergabe der Stifte wurde etwas chaotisch, aber für die Kinder ein Erlebnis. Wir brachten ihnen auch ein Lied bei, was wohl aber die arme Frau Boeckler noch mit ihnen üben muss. Einige Leute fingen aber schon beim 3. Singen an, das Lied zu verschönern und verbesserten es deutlich. Dann löste sich alles auf, und wieder mussten wir auf alle möglichen Fotos.

Der Kinderchor

Langsam drängte die Zeit, denn wir wollten noch vor Einbruch der Dunkelheit die "Straße" nach Lorico passiert haben. Aber es mussten noch die Helfer und Helferinnen ihre T-Shirts bekommen. Es stellte sich heraus, dass mit zu wenigen gerechnet worden war, und so entschlossen wir uns nach einigem Hin und Her, den übriggebliebenen das Geld für ein T-Shirt zu geben (2000 TS), damit wir sie nicht mit leeren Händen wegschicken mussten. Wir stellten noch organisatorische Fragen zu einem eventuellen Kindergartenprojekt, die morgen bei einem letzten Treffen mit den Gemeindemitgliedern von Lorico (bei uns) beantwortet werden sollen. Pfarrer Ulomis Tee abgeschlagen zu haben, hat ihn wohl wirklich gekränkt, auch bedauerte er es sehr, dass wir nicht noch 2 andere Gemeindeteile besucht haben. Irgendwie hatte ich das Gefühl, total ausgelaugt und ausgesaugt zu sein und immer noch nicht genug gegeben zu haben. Leider war ich auch nicht mehr dazu gekommen, das Lied zu lernen, das uns immer wieder gesungen wird und uns so gut gefällt. Auf dem Rückweg machten wir noch bei der Handwerkerschule halt, wo Markus etwas Holz bekommen und verabreden konnte, dass davon etwas zu Boecklers gebracht wird.
Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen wir noch zu Boecklers und sahen uns die Puppen aus dem Puppenprojekt an und tranken leckeren selbstgemachten Passionsfruchtsaft. Wieder hatten wir einiges zu planen und zu diskutieren und gingen schließlich ein jeder mit Puppen nach Hause. Wieder einmal wird uns klar, dass ohne Boecklers Hilfe diese Arbeit gar nicht laufen würde.

Dienstag, 30.01.2001

Heute begannen wir den Tag gemütlich und nutzten die maximale Frühstückszeit bis 9:00 Uhr voll aus. Dann aber eilten wir in die Stadt. Herr Kecke, Bernhard und Anne gingen noch zur Bank und die anderen zu Herrn Boecklers Büro, um auf unseren Begleiter, den Pfarrer Kiesel schicken sollte, zu warten. Dies war dann sein Neffe, und er begleitete uns in einem abenteuerlichen (öffentlichen) Kleinbus zum Kindergarten von Kiesels Gemeinde. Montessori-Kindergarten in Moshi Dort wurden wir freundlich empfangen und durch alle 3 Gruppen geführt. Zur Zeit waren die 3 - 4 jährigen Kinder da, die mittags nach Hause gehen und dafür die 5 - 6 jährigen kommen. Die hellen Räume hatten ein Regal für Material und einen Tisch. Die Kinder saßen auf Matten und arbeiteten mit dem Montessori-Material. Es herrschte Montessori-Ruhe & -Konzentration, aber man sagte uns, dass sie auch Zeit draußen verbringen und toben.
Zurück in der Stadt mussten Lebensmittel für die eventuell sogar schon morgen beginnende Mt.-Meru-Tour gekauft werden. Tobias wollte noch eine Mütze finden und Antje Tücher, und Markus musste schnell zu Boecklers, klinkte sich also auch bald aus. Aber relativ pünktlich um 14:00 Uhr kamen alle wieder zusammen: Anne, Olaf, Bernhard und Herr Kecke mit Lebensmitteln, Tobias mit 2 Mützen, Antje mit 2 Tüchern und Markus mit einer Menge Holz. Wir verschnauften noch ein wenig, bis die Abordnung von Lorico vollständig da war. Dann zeigten wir Fotos und übergaben die Nähmaschine an Pastor Ulomi. Nach einer Andacht in der Kapelle mit kritischem Bibeltext über arm und reich und deutschem und kisuaheli Gesang wurden wir mit wundervollen Batik-Oberteilen und Kaffee beschenkt. Beim anschließenden Tee wurde es schon wieder zeitlich eng, aber wir haben über das Konto für einen Sozialfond und über den Kindergarten gesprochen. Schließlich verabschiedeten wir uns von den Menschen aus Lorico und eilten zum Bischof. Der empfing uns sehr freundlich, und bald wurde aufgetischt. Dazwischen erzählte jeder und jede von uns über den persönlichen Glauben, über die Situation und Schwierigkeiten der Kirche zu Hause, über den Unterricht und über Kirche in der DDR. Leider musste Markus gleich am Anfang das Handtuch werfen und sich in einem Nachbarzimmer hinlegen, da er wohl zu viel Sonne abbekommen hat. Uns hat der Bischof jedenfalls gut gefallen, und wir ihm auch, glaube ich. Unsere Partnerschaft hat seinen Segen und seine Unterstützung. Wir sind froh und wissen noch gar nicht so recht, wie uns geschehen ist.

Mittwoch, 31.01.2001

Heute sollten wir nun von Boecklers Abschied nehmen und waren trotz der vielen Eindrücke und neuen Abenteuer, die uns sicherlich in Usa River erwarten, auch etwas traurig. Auch in Lorico sind unsere Herzen hängen geblieben und wir sind froh, hier mehr Zeit "investiert" zu haben, die wir anderswo abknapsen müssen. So haben wir in Usa River den Zeitplan durcheinander gebracht, was aber kein Problem war. Aber der Reihe nach: Boecklers kamen zu uns mit der Nachricht, dass der Kirchenälteste, der uns mit einem Pickup fahren wollte, verhindert sei. So brachte sie uns in die Stadt, und alle außer Markus, dem es zwar nicht mehr so schlecht geht, der jetzt aber Durchfall hat, fuhren mit einem Begleiter mit dem Bus. Den Markus und das ganze Gepäck brachte Frau Boeckler mit dem Auto. Anschließend fuhr sie auch noch mit Herrn Kecke, Bernhard und Olaf zum Nationalpark-Gate und machte eine Tour für morgen klar, d.h. wir können in den nächsten 3, vielleicht 4 Tagen den Mt. Meru besteigen. Dann mussten wir uns verabschieden, aber im Gegensatz zu den Menschen aus Lorico und wohl noch vielen anderen hier können wir uns darauf freuen, Boecklers bald wieder in Deutschland anzutreffen. in Usa River Eigentlich wollten wir eine Wildtierfarm in der Nähe besuchen und eine Nachricht für Pfarrer Pallangyo hinterlassen, aber plötzlich hieß es, er sei im Haus. Markus, Bernhard und Olaf, die wirklich genug vom Pläne machen, verhandeln und besprechen hatten, gingen zur Farm und die anderen trafen den Pfarrer. Er spricht zum Glück sehr gut Englisch, so dass wir uns verstehen konnten. Wir erklärten, dass durch unsere Einladung beim Bischof unser Zeitplan durcheinandergekommen wäre, und was wir vorhaben. Pfarrer Pallangyo hatte ein 3tägiges Programm vorbereitet, was er einfach verschob, so dass es gar keine Probleme gab. Dann trafen wir noch seine Frau und verabschiedeten uns aber auch bald.
Nun sind alle wieder zusammengekommen, und nach einem wunderbaren und reichlichen Abendbrot schlafen, packen oder schreiben die Menschen Tagebuch.

Donnerstag, 01.02.2001

Heute startete nun unsere Mt. Meru-Tour. Pünktlich(!) um 6:45 Uhr holte uns ein Jeep ab, in den wir uns und unsere Rucksäcke quetschten. Momella Gate Auf der Fahrt zum Momella Gate, wo unsere Wanderung beginnen sollte, wurden wir gut durchgeschüttelt und hielten einmal an, um einen Auspuff einzusammeln. Dem Klang nach war es aber nicht unserer. Dann mussten wir ca. 2 Stunden auf den Guide warten, womit wir aber gerechnet hatten. 10:18 Uhr ging's los, wir hatten uns für den längeren Weg entschieden, und erst mal war es ziemlich heiß. Die erste Stunde führte durch niedrigen Wald, der keinen Schatten spendete. Das schlauchte doch mächtig, und es fragten sich einige, ob sie es bis zum Gipfel schaffen würden. Dann wurde es aber angenehmer, als die Bäume größer wurden und der Weg streckenweise durch richtigen Urwald führte.
Die Mittagspause verbrachten wir so gegen eins an einem wunderschönen Platz bei einem Wasserfall. Da ich diejenige bin, die das Brot trägt, ist mir die wenig wertgeschätzte Aufgabe des Rationierens gleich mit zugefallen. Leider kann Markus immer noch nicht richtig essen, so dass er natürlich auch sehr geschwächt ist. Im weiteren Verlauf des Weges musste er sogar seinen Rucksack abgeben, und wer Markus kennt, kann an dieser Stelle ungefähr einschätzen, wie schlecht es ihm geht. Wir machen uns große Sorgen, aber heute Abend hat er schon wieder gelacht und Bitterschokolade gegessen. Die ist ja auch energiereich und bis jetzt dringeblieben. Der steile Aufstieg bis auf die Ebene im Vulkankegel machte besonders Bernhard zu schaffen, aber alle waren sehr glücklich, als wir schließlich die Miriakamba-Hütte erreichten. Antje an der Miriakamba-Hütte, 2500 m über NN Eine Gruppe Büffel verschnellerte kurz unseren Herzschlag, wurde aber von unserem wackeren Guide in die Flucht geschlagen. Beim Zähneputzen sahen wir ein Schwein übers Gelände laufen, und hier liegt auch eine ganze Menge Büffelkacke rum... Nun ja, wir werden das Haus möglichst nicht, und wenn doch, dann nur zu zweit und mit Licht verlassen.
Da das Trinkwasser hier 2000 Schilling pro 1½l-Flasche kostet, haben wir lieber den ganzen Abend gefiltert und hatten dabei auch unseren Spaß. Das Kochen für 6 Personen auf Markus' Kocher und mit einem Topf war etwas kompliziert, aber wir haben alle satt bekommen und bis auf Bernhard hat es den Menschen auch geschmeckt.
Wir hoffen alle auf eine gute Nacht, denn morgen wird es wohl noch steiler bergauf gehen.

Freitag, 02.02.2001

Nach einer lauten Nacht (aber doch nur Früchte eines Baumes am Dach und keine Büffel an der Wassertonne) standen wir früh auf, verpassten dann aber den kurzen Moment des Sonnenaufganges. 8:30 Uhr starteten wir nach einem Frühstück im Sonnenschein. Start im Sonnenschein; Im Hintergrund der Gipfel Wieder war es sehr steil, steiler als gestern. Markus ist Gott sei dank wieder fit, aber Bernhard musste schwer kämpfen. Wir stiegen durch beeindruckenden Urwald. Hinter uns taten sich große Ausblicke auf, aber die meiste Zeit mussten wir auf die 50 cm vor unseren Füßen gucken. Die Mittagspause machten wir am Kraterrand, wo wir unseren gestrigen Weg, aber keine Tiere gesehen haben. Dafür konnte man schnell steigende Wolken beobachten. Bald darauf begannen wir, die Höhe zu spüren - die Luft wurde dünner. Langsam kämpften wir uns durch übermenschengroßes Heidekraut, und Markus schielte nach dem Holz (Bryer - daraus werden Pfeifen gemacht). Schließlich erreichten wir total geschafft und glücklich die Sattel-Hütte, wo wir uns gleich erst einmal schlafen legten. Herr Kecke, Olaf, Tobias und Anne stiegen noch auf den Kleinen Meru. Antje, Markus und Bernhard blieben bei der Hütte. Da direkt daneben eine neue gebaut wird, gab es gerodete Heidekrautwurzeln. Die Guides beschlossen, Markus kann welche haben, muss sie aber verstecken, da laut Nationalparkregeln nichts im Park hinterlassen werden darf und nichts entfernt. Während die beiden Kanadier, die wir schon auf dem Flug und seit gestern immer wieder trafen, von ihrem Koch ein Menü gebracht bekommen, kochen wir wieder Nudeln. Die schmecken aber auch und bringen hoffentlich ordentlich Energie für morgen. Herr Kecke, Olaf, Tobias und Antje wollen morgen 1:00 Uhr den Aufstieg versuchen. Wir sind gespannt und hoffen auf gute Bedingungen. Hoffentlich haben wir eine gute Nacht!

Sonnabend, 03.02.2001

Um Mitternacht klingelte bei Markus die Uhr und beendete eine lausige Nacht. Er stand auf und kochte den Meru-Bergsteigern einen Tee. Diese standen so langsam auf und machten sich fertig, und auch Anne verabschiedete die vier. Guide Kassim startete mit seinem üblichen "Geh' ma'" die Tour und legte auch gleich ein strammes Tempo vor. So stapften wir, mit 2 Taschenlampen (bzw. Stirnlampen) ab 1:00 Uhr durch die sternenklare und eisekalte Nacht. (Inzwischen gingen die anderen noch einmal schlafen, fanden aber nicht wirklich Ruhe.)
Wir 4 kamen schnell voran und gewannen rasch an Höhe, was einigen von uns nicht so gut tat. Dann stieß sich Olaf an einer Kletterstelle böse das Knie, wollte aber dennoch nicht aufgeben. Vom ganzen Aufstieg haben wir gar nicht so viel gesehen, nur einen Lichtkegel vor den Füßen und jede Menge Steine. Als wir ein letztes Mal verschnauften und Olaf überlegte, ob er besser nicht weitergehen sollte, zeigte Kassim uns den nahen Gipfel. Da gab es kein Halten mehr und schon waren alle oben. 5:14 Uhr trugen wir uns beim Schein der Lampen ins Gipfelbuch ein. (Die Sonne würde erst in über einer Stunde aufgehen.) Dort oben war es eisekalt und so beschlossen wir, wieder abzusteigen. Das war zwar im dunkeln und angesichts der zart beeisten Steine ganz schön schwierig (z.T. auch nervenaufreibend), aber wieder kamen wir sehr schnell voran. Kurz vor Sonnenaufgang kam uns ein 2:00 Uhr gestarteter entgegen - der hatte es besser, glaube ich. Als die Sonne schien, konnten wir den Rückweg am Kraterrand richtig genießen und bekamen tolle Aus- und Einsichten (Krater) zu sehen.
Einblick in den Krater Die anderen hatten gerade gefrühstückt, und Markus und Anne wollten den kleinen Meru besteigen, als wir ca. 8:15 Uhr schon wieder in der Saddle Hut ankamen. Dort bekamen wir eine Brühe und legten uns in unsere Schlafsäcke. Als unser Guide halb 11 zum Aufbruch drängte, begann ein wildes Packen, und nach kurzer Zeit waren wir abmarschbereit. Nun sollten 2000 Höhenmeter abgestiegen werden - eine Tortour für alle Knie, aber besonders für die von Bernhard und Antje. Schließlich trug Markus, der wieder topfit ist, Bernhards Rucksack und Herr Kecke Antjes. Da der Abstieg ähnlich schlauchte wie der Aufstieg (Antje wäre ja am liebsten wieder umgekehrt), tat allen die gemütliche Pause an der 1. Hütte gut, bei der die letzten Reste des Essens verzehrt wurden (5 Scheiben Brot, 1 Büchse Corned Beef, Müsli, Gummibärchen und Nüsse). Dann stiegen wir den Shortcut ab. Wir hofften, Tiere zu sehen, aber wahrscheinlich hatten die vielen Träger, die uns entgegen kamen, sie verscheucht. Dann gab es aber noch eine ganze Herde Büffel zu sehen, deren Wiese der Wanderweg kreuzte. Der Guide lud vorsichtshalber sein Gewehr, es passierte aber nichts. Als wir schließlich total kaputt aber glücklich die Guidestation erreichten, war das Auto, das uns abholen sollte, schon einmal da gewesen und sollte wiederkommen. So füllten wir unsere Park-Fragebögen aus, dösten und lauschten nach Motorgeräuschen. Tatsächlich hörten wir irgendwann das bekannte Knattern. Während der Fahrt sahen wir Giraffen, Warzenschweine und Elefanten. Als wir schließlich im Rehabilitation Center eintrafen, gab es dort kein Abendbrot mehr, dafür aber Tee und Marmeladenbrote. Nachdem wir diese weggeputzt hatten, fielen wir alle in unsere Betten.

Sonntag, 04.02.2001

Bernhards Geburtstag Heute war Bernhards Geburtstag! Außerdem wollten wir einen Gottesdienst besuchen, schließlich war ja Sonntag, und uns den Rest des Tages erholen. 9:30 Uhr wurden wir mit einem Auto der Diözese abgeholt und in die Gemeinde Kitefu gebracht. Eigentlich hatten wir uns für einigermaßen normale Gottesdienstbesucher gehalten, aber für den Fall der Fälle hatte Herr Kecke eine Predigt auf Englisch eingesteckt. Das erwies sich als goldrichtig, und wieder einmal waren wir die Ehrengäste. Der Gottesdienst dauerte ca. 2 Stunden, und im Anschluss daran wurden die Naturalien-Spenden versteigert. Dann waren wir zum Essen eingeladen - unser erstes richtiges warmes und natürlich wieder sehr reichliches Mahl nach 3 Tagen Fertignudeln, Müsli & Co. Das war ein wahres Fest. Und es wurde doch tatsächlich eine Ziege für uns geschlachtet (die dritte in diesen 2 Wochen). Davon haben wir sogar noch ein ¼ mitbekommen - das gibt's morgen zum Abendbrot. Die Gemeindemitglieder waren nicht ganz so aus dem Häuschen wie in Lorico, aber auch sehr sehr gastfreundlich. Die Kommunikation läuft auf Englisch und funktioniert ganz gut. So gegen 14:00 Uhr wurden wir wieder zum Rehabilitation Center gebracht, und alle bis auf Herrn Kecke erholten sich von der Mt.-Meru-Tour. Herr Kecke reiste mit dem Bus in eine Handynetzzone, um nach Hause zu telefonieren.
Nach einem wieder reichlichen und leckeren Abendessen gab's noch einen Geburtstags-Whisky von und auf Bernhard und nun schwanken (wegen des Muskelkaters und der geschundenen Knie und Füße!) alle ins Bett.

Montag, 05.02.2001

Den heutigen Tag begannen wir mit einer Andacht und anschließender Führung durch das Usa River Rehabilitation Center. Wir waren sehr beeindruckt: das Konzept klingt sehr gut und die Erfolge von 75% in Arbeit vermittelten Absolventinnen und Absolventen sprechen für sich (allerdings gibt es auch Aufnahmeanforderungen).
Dann wurden wir wieder von Pfarrer Pallangyo und Wilbert Kaya abgeholt. Heute sollte zunächst der Besuch eines Krankenhauses bzw. einer Krankenstation auf dem Programm stehen. Dorthin fuhren wir über eine Stunde auf abenteuerlichsten Wegen, die nur mit Allradantrieb und einem super Fahrer zu meistern waren. Unterwegs sahen wir schon Massai und jede Menge Vieh. Als wir gut durchgeschüttelt ankamen, begrüßte uns ein klasse Gemeindechor. Die Krankenstation entsetzte uns etwas - hier gab es 3 Zimmer, 2 Betten, 2 Schreibtische, 1 Schrank und ein paar Medikamente und Spritzen. Immerhin konnte das aus einer mobilen Station entstehen, und es gibt schon Pläne für eine Erweiterung. Ein Brunnen ist in Arbeit. Nachdem uns alles gezeigt wurde, waren wir zum Essen eingeladen und wurden bedankt, beklatscht und geschmückt, und schließlich wurden wir singend wieder verabschiedet. Weiter ging es durch die Steppe zur Nazarethgemeinde mit ca. 50% Massai. Dort wurde uns zunächst der Stand der Kirchenbauarbeiten gezeigt (die nächsten Aufgaben sind der Fußboden und die Fenster). die vierte Festziege Dann besuchten wir ein Massai-Anwesen, bevor wir auch hier wieder zum Essen eingeladen wurden. Wieder war es sehr reichlich und festlich und wieder wurde eine Ziege hereingetragen. (Dies ist jetzt unsere 4.) Die Menschen hier sind besonders arm, weil sie von der Dürre im letzten Jahr betroffen sind und keine Ernte hatten. Auch hier wurden wir wieder, aber dieses Mal ganz anders, weil von einem Massai-Frauen-Chor, besungen und geschmückt.
Auf dem Heimweg telefonierten Herr Kecke und Tobias noch, als wir an einem Verteilermasten vorbeikamen. Dann kamen wir gerade noch rechtzeitig im Rehabilitation Center an, um noch den Shop besuchen zu können.
Zum Abendbrot gab es die ¼ Ziege von gestern. Danach kamen wir noch zu einer Taizé-Andacht zusammen und sangen noch lange. Das war sehr schön.

Dienstag, 06.02.2001

Heute früh konnte Markus in der Schreinerwerkstatt sein Holz zurecht sägen. Dann pilgerten Markus, Tobias, Antje und Olaf zum Holzschnitzer bei der Kleintierfarm, um Elefanten, Giraffen und einen Lebensbaum zu kaufen. Dort wurden wir dann von den anderen eingesammelt, und weiter ging es zu Bischof Akyo. Dem überbrachten wir die Grüße aus Bautzen und Pfarrer Pallangyo erzählte, was wir schon alles besichtigt und besucht und unterstützt hatten. Wieder sprachen wir über die Partnerschaft und über Kirche in der DDR. Auch dieser Bischof war froh, die junge Generation mit in der Delegation anzutreffen, die der Sozialismus offenbar nicht hatte von der Kirche abhalten können. Beim Tee sprachen wir noch mit Mitarbeitern des Bischofs über tansanische Mission in Hamburg und über die "Ausländerproblematik" in Deutschland. Dann ging es weiter nach Mayji ya Chai, wo wir die Grundschule (die hier 7 Klassen hat) mit 769 Schülern (!) und 24 Lehrern (!!) anschauten. Auch hier und noch in einer weiteren Untergemeinde, zu der wir kurz fuhren, stehen angefangene Kirchenbauten. Nun wurden wir wieder mit allen Ehren zum Essen eingeladen und geschmückt und beschenkt. Schulklasse in Mayji ya Chai Und - wieder gab es uns zu Ehren eine Ziege. Langsam wird es uns zuviel (Ehre wie auch Ziege) und einerseits sind wir beeindruckt und können davon lernen, aber andererseits machen wir uns Sorgen, weil diese armen Gemeinden immer wieder reichlichst Essen auftischen und Ziegen für uns schlachten. Als nächstes besuchten wir Wilbert Kaya zu Hause. Auch dort wurde ein reichliches Essen vorbereitet, und viel Familie war zugegen. Wilberts verhältnismäßig großes Haus war noch im Bau, aber das Wohnzimmer war schon verputzt, und es war ihm eine große Ehre und Freude, uns empfangen zu können.
Er zeigte uns noch die Grundschule und die Wasserstelle, die ab März eröffnet ist. (Bis dahin muss das Wasser aus ca. 7 km Entfernung ins Haus getragen werden.)
Wir machten noch einen kurzen Halt am Markt von Kikatiti, bevor wir doch ganz schön erschöpft zu Hause ankamen. Am Abend sprachen wir noch mit Herrn Kopp, der sich über die Medikamente freut, die wir hier lassen wollen (leider müssen wir das Immodium selbst behalten). Verbandsmaterial und Spritzen haben wir für die Krankenstation abgegeben.

Mittwoch, 07.02.2001

Heute gingen wir getrennte Wege. Tobias musste im Bett bleiben, da er krank ist, Antje und Markus fuhren nach Arusha und die anderen besuchten eine Krankenstation und trafen das Partnerschaftskomitee. Bei Tobias war dank Lopedium nicht viel los. Antje und Markus quetschten sich in einen Dalla-Dalla (Kleinbus für 25 Personen) und fuhren nach Arusha. Dort wurden wir von Markt-Männern, -Frauen und -Kindern bedrängt und Safarivermittlern zugequatscht. Aber irgendwann stolperten wir zufrieden und mit Mitbringseln für fast alle Freunde und Freundinnen zu Hause ausgestattet aus dem Getümmel und suchten uns einen Dalla-Dalla zurück nach Usa River. Auch das war mal eine eindrückliche Unternehmung. Bald nach uns trafen auch die anderen ein. Sie hatten zunächst Office, Kirche mit integriertem Kindergarten (Olaf wollte gleich dableiben), Dispensairy (Krankenstation) und Grundschule in Kikatiti besucht. In der Krankenstation war gerade Baby-Wiegestunde: an einem Baum war eine Waage aufgehängt, an der wiederum das Kind (im Tuch) aufgehängt wurde. Die Oberschule war vergleichsweise klein und dadurch teuer. Damit mehr Kinder kommen können, soll ein Internat gebaut werden, denn jetzt sind ca. 5(!) bis 30 Kinder in einer Klasse. Beim Gespräch mit dem Partnerschaftskomitee gab es wieder ein reichliches Essen mit einer Neuerung: Spaghetti. Es gab Geschenke für alle Gruppenmitglieder (unser Fehlen wurde entschuldigt).
Pfr. Kecke mit Pfr. Pallangyo vor der Abreise Als alle wieder im Usa River Rehabilitation Center zusammengekommen waren, begann das große Packen. Irgendwann war es geschafft, und es gab noch ein kleines Essen. Abschieds- und Aufbruchsstimmung machte sich breit. Pfarrer Pallangyo und Wilbert Kaya begleiteten uns auf unserer rasanten Fahrt zum Flughafen, mussten sich aber gleich an der Tür von uns verabschieden, da sie nicht mit rein durften. Hier sitzen wir nun und warten. Unser Flug wurde schon aufgerufen, das Flugzeug steht vor der Tür, aber noch tut sich nichts. Ich glaube, wir werden in Dar es Salaam zwischenlanden und von dort aus nach Amsterdam fliegen, wo sich unsere Wege wieder trennen werden. Wehmütig und gleichzeitig sehnsüchtig sehen wir unserer Ankunft zu Hause entgegen. Ich freue mich besonders auf deutsches Schwarzbrot.
aufgeschrieben von Antje Kallista
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